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Vektor-Illustration der Kontinente der Erde in grau. Es sind keine Ländergrenzen eingezeichnet. An manchen Stellen der Karte sind helle Punkte, die mit blauen Strichen verbunden sind. Hinter der Karte sind viele gestapelte Container
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Globaler Handel unter Druck – Was "Slowbalization" für Österreich und Europa bedeutet

Die Globalisierung verliert an Dynamik – und mit ihr der Welthandel. Für Österreich als exportorientierte Volkswirtschaft ist das ein Weckruf

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 21.05.2025

Der internationale Handel war über Jahrzehnte ein Motor globalen Wohlstands. Während der Liberalisierungsphase zwischen den 1980ern und frühen 2000ern wuchs der Welthandel im Schnitt 50% schneller als die Weltwirtschaftsleistung. Als kleine, offene Volkswirtschaft profitierte Österreich besonders stark: Die geschätzten Vorteile dieser internationalen Einbindung seit den 1950er-Jahren lassen sich laut WIFO auf nahezu ein Drittel des österreichischen Pro-Kopf-Einkommens beziffern.

Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2007 hat sich die Handelsdynamik jedoch spürbar abgeschwächt. Das Ausbleiben handelsliberalisierender Reformen, schwindender politischer Rückhalt für offenen Handel und die Abkoppelungsbestrebungen Chinas prägten die letzten 15 Jahre der sogenannten Slowbalization“-Phase. Mit den zollpolitischen Entscheidungen der zweiten Trump-Präsidentschaft könnte nunmehr eine neue Ära bevorstehen: So prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) für 2025 nur noch ein Wachstumsverhältnis des globalen Handelsvolumens zum BIP von 0,6 – ein Wert weit unter dem historischen Durchschnitt.

Vergleich des Bip sowie des internationalen Handels von 1980 bis 2025, wobei der Welthandel und das Bip 2025 stark gesunken sind
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Weltwirtschaft im Wandel – Konsequenzen für Österreich 

Für Österreich, das sich im dritten Rezessionsjahr befindet, heißt das: Auf exportinduzierte Aufschwünge ist nicht mehr automatisch Verlass. Vor allem die handelspolitische Unsicherheit durch die unberechenbare US-Zollpolitik hemmt langfristige unternehmerische Entscheidungen – etwa Investitionen, den Ausbau von Exportkapazitäten oder den Eintritt in Auslandsmärkte und internationale Lieferketten. Österreich muss sein außenwirtschaftliches Umfeld aktiv mitgestalten – insbesondere auf EU-Ebene.

Klare Mehrheit in Österreich für EU als Wirtschaftsmacht 

Eine aktuelle market-Umfrage zeigt Rückhalt für diesen Kurs: 63% der Bevölkerung und 68% der Unternehmen bewerten die EU-Mitgliedschaft positiv. Gleichzeitig wird Reformbedarf deutlich: 57% der Unternehmen sehen die EU-Entwicklung kritisch, 61% beklagen bürokratische Hürden im Geschäftsalltag. Wenn es aber um die EU als ernstzunehmende Wirtschaftsmacht geht, dann ist die Antwort eindeutig: 88% der Unternehmen fordern eine starke wirtschaftspolitische Positionierung der EU.

Fazit: Zeitenwende bei der Wettbewerbsfähigkeit als Gebot der Stunde

Europa muss den Wettbewerbs-Turbo zünden. Mit dem „Competitiveness Compass“ wurden seitens der EU-Kommission erste Lösungsansätze vorgelegt, um die EU als innovativen, resilienten und langfristig wettbewerbsfähigen Standort zu etablieren. Jetzt muss der angekündigte Kurswechsel rasch umgesetzt werden. Das heißt: Neue Impulse für freien Handel und offene Märkte, weniger Bürokratie, leistbare Energie und eine moderne Industriestrategie mit Fokus auf „Business Made in Europe“.

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